Die Gond sind ein indigenes Volk in Indien und mit 13,3 Millionen Angehörigen die zweitgrößte Ethnie unter den rund 700 „anerkannten Stammesgemeinschaften“ Indiens (Scheduled Tribes). Die Gond leben in Zentralindien in der historischen Landschaft Gondwana, deren Name aus der dravidischen Sprachfamilie stammt und „Land der Gond“ bedeutet. Ihr hauptsächliches Siedlungsgebiet liegt im Bundesstaat Madhya Pradesh, in dem laut Volkszählung in Indien 2011 rund 5 Mio. Gond leben. Ihre dravidische Sprache Gondi hat rund 3 Mio. Sprecher. Demgegenüber spricht die Gond-Bevölkerung im Bastar-Distrikt in Chhattisgarh das Bhatri, einen stark abweichenden Dialekt der indoarischen Sprache Oriya.

Der Gond-Künstler Bhajju Shyam (* 1971) machte mit seinen Büchern die Kunst der Gond weltweit bekannt.

Bevölkerung

Scheduled Tribes (ST)

In 11 Bundesstaaten sind die jeweils ansässigen Gond (mit vielen Untergruppen) als Scheduled Tribe anerkannt (ST: „registrierte Stammesgemeinschaft“), dem nach der Verfassung Indiens staatliche Schutz- und Fördermaßnahmen zustehen.

Dem ST in Madhya Pradesh (5.093.000 Angehörige) sind die folgenden Untergruppen zugeordnet: „Gond, Arakh, Arrakh, Agaria, Asur, Badi Maria, Bada Maria, Bhatola, Bhimma, Bhuta, Koilabhuta, Koliabhuti, Bhar, Bisonhorn Maria, Chota Maria, Dandami Maria, Dhuru, Dhurwa, Dhoba, Dhulia, Dorla, Gaiki, Gatta, Gatti, Gaita, Gond Gowari, Hill Maria, Kandra, Kalanga, Khatola, Koitar, Koya, Khirwar, Khirwara, Kucha Maria, Kuchaki Maria, Madia, Maria, Mana, Mannewar, Moghya, Mogia, Monghya, Mudia, Muria, Nagarchi, Nagwanshi, Ojha, Raj, Sonjhari, Jhareka, Thatia, Thotya, Wade Maria, Vade Maria, Daroi“.

Auch die beiden ST in Chhattisgarh (4,3 Mio.) und Maharashtra (1,6 Mio.) umfassen die genannten Gruppen, während die ST in den anderen 8 Staaten „Gond, Gondo, Rajgond, Maria Gond, Dhur Gond“ oder nur „Gond, Naikpod, Rajgond“ einschließen.

Soziale Indikatoren

Die folgende Liste vergleicht soziale Indikatoren aus der Volkszählung in Indien 2011 für die Gond und ihre Untergruppen in 11 Bundesstaaten (siehe Vergleichsliste der indischen Staaten):

  • Bundesstaat: jeweils auf einzelstaatlicher Ebene als Scheduled Tribes (ST) anerkannte und gezählte Gond-Angehörige
  • Einwohnerzahl des Staates
  • Gond: insgesamt 13,3 Mio. mit allen Untergruppen
  • ab 2001: indienweiter Zuwachs von 22 % (von 10,9 Mio.) – teils auch bedingt durch neue Zuordnungen staatlicherseits, so waren die Gond in Uttar Pradesh 2001 nicht als ST registriert, in Bihar wurden nur 51.000 Gond gezählt (2011: 257.000 = 496 %)
  • Anteil an der jeweiligen Bevölkerung – die Gond stellen 1 % der Einwohner Indiens (1.210.855.000)
  • ländlicher Raum – nur 8 % aller Gond leben in Städten (indienweit: 31 %)
  • Geschlechterverteilung: Anzahl der weiblichen zu 1000 männlichen Personen (ausgeglichen wäre 1000 : 1000) – bei den Gond gibt es etwas mehr Frauen (1004; Indien: 943)
  • unter 7: Kinder von 0 bis 6 Jahren und ihre Geschlechterverteilung von Mädchen zu 1000 Jungen – auch hier liegen die Gond mit 975 höher als Indien (919 : 1000)
  • Lesefähigkeit (ab 7 Jahren), auch bei Männern (♂) und Frauen (♀), sowie die Lücke zwischen beiden (Indien: 74 %; 82 % ♂ und 65 % ♀ = 17 % Lücke)
  • ST (Scheduled Tribes): die Registrierung als „Stammesgemeinschaft“ gilt nur für die Einwohner eines Staates – 2011 gab es indienweit 705 ST mit 104,3 Mio. Angehörigen (siehe Liste), die 11 ST der Gond stellten davon 12,7 % (nach den Bhil mit 16,4 %; siehe die 33 größten indigenen Völker Indiens)

Religion

Laut Volkszählung in Indien 2011 sind die insg. 13,3 Millionen Gond zu 91,3 % Hindus (Indien: 80 %) und jeweils zu rund 0,2 % Muslime (Indien: 14 %) und christlich (Christen in Indien: 2,3 %). Die alte animistische ethnische Religion „Gond/Gondi“ hat noch fast 1 Mio. Anhänger (7,3 %), während andere wie „Addi Bassi“ oder „Sarna“ nur jeweils einige Zehntausend haben (vergleiche die größten ethnischen Religionen Indiens).

Die folgende Liste berechnet die Anteile der Gond, die einer der 6 großen Religionen in Indien angehören oder einer unter „Andere Religionen und Überzeugungen“ (Other Religions and Persuasions) angegebenen – Atheisten (ohne Glauben an Göttlichkeit) gibt es bei den Gond keine:

Kultur

Musik

Die Gond stehen in einer sozialen und kulturellen Beziehung mit den Pardhan, deren Musiker in den Häusern der Gond epische Geschichten vortragen, die sie auf der Fiedel bana oder gelegentlich auf der Bogenharfe bin-baja begleiten. Bei den Gond von Bastar gehören Gruppengesänge und Gruppentänze zu festlichen Anlässen. Es gibt traditionelle Gesänge, um Regen zu machen, Gesänge und Tänze bei Jagdzeremonien, Erntefesten und Hochzeiten. Zu den begleitenden Rhythmusinstrumenten gehören die große, zweifellige Zylindertrommel dhol, die etwas kleinere Fasstrommel dholak, die kleine Kesseltrommel turimuri (turburi) und gelegentlich die glockenförmige, hölzerne Schlitztrommel dudra. Blasinstrumente sind eine etwa 80 Zentimeter lange Querflöte (bopur berod) und beim Bisonhorntanz ein entsprechendes Horn, das zwei Töne hervorbringt. Eine einfache professionelle Band, die bei Hochzeiten spielt, kann aus einer großen Kesseltrommel nissan, einer kleinen Kesseltrommel turburi und einer Kegeloboe mohori bestehen.

Literatur

  • Verrier Elwin, Shamrao Hivale: Songs of the Forest. The Folk Poetry of the Gonds. Allen & Unwin, London 1935.
  • Stephen Fuchs: Culture summary: Gond. HRAF Press, New Haven CT, USA 2011 (detaillierte ethnografische Übersicht mit Literatur).
  • Wilfrid Vernon Grigson: Maria Gonds Of Bastar. Oxford University Press, London 1938.
  • Matthias Hermanns: Die religiös-magische Weltanschauung der Primitivstämme Indiens. Band 2: Die Bhilala, Korku, Gond, Baiga. Steiner, Wiesbaden 1966.
  • Walter Kaufmann: The Songs of the Hill Maria, Jhoria Muria and Bastar Muria Gond Tribes. In: Ethnomusicology. Band 4, Nr. 3, September 1960, S. 115–128.
  • Barbara A. West: Gond (Coetoor, Koi, Koitor, Koitur, Koytor). In: Encyclopedia of the Peoples of Asia and Oceania. Infobase, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 241–244 (Kurzbeschreibung; Volltext in der Google-Buchsuche).

Weblinks

  • HRAF-Forschungsprojekt: Publikationen zu den Gond.
  • Stephen Fuchs: Gond. In: Encyclopedia.com. HRAF-Text, 1996 (englisch; ausführliche Ethnografie; unten auf der Seite eine weitere Ethnografie von 2009).

Einzelnachweise


Gond Rhythm Art Gallery

Gond Ke Ladduगोंद के लड्डू

Gond For Health Know All About Gond For Health at NDTV Food

Gond Tribe

Gond Art